Zusammenarbeit der Blaulichtpartner im Grossereignis
Ein Grossbrand in der Raffinerie in Cressier, eine Meuterei in der Haftanstalt Bellechasse, ein Unfall mit Brand im Spitalzentrum Biel und ein Flugzeugabsturz während einer Flugshow in Grenchen und das alles während derselben zwei Tage. Das ist keine unglückliche Häufung von Zwischenfällen, sondern ein Teil des herausfordernden Programms am Kurs «Führung Grossereignis». Die verschiedenen Partnerorganisationen des Bevölkerungsschutzes trainierten diese Woche die Zusammenarbeit bei verschiedenen Grossereignissen und stärkten dadurch die Rolle der verschiedenen Führungsebenen, der Bereichsleitung und der Gesamteinsatzleitung.
Feuerwehr, Polizei, Sanität, Zivilschutz, Armee und Angehörige von zivilen Führungsorganen, alles Partner im Bevölkerungsschutz, trainierten während der letzten fünf Tage unter der organisatorischen Leitung der Feuerwehr Koordination Schweiz FKS die Zusammenarbeit bei einem Grossereignis. Der Kurs ist neben der FKS unter dem Patronat des Koordinierten Sanitätsdienstes KSD, des Interverbandes für Rettungswesen IVR und des Konkordates der kantonalen Polizeikommandanten KKPKS in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Polizeiinstitut SPI.
Die Teilnehmenden lernten den Auftrag, die Struktur und die Organisation der Partner im Bevölkerungsschutz kennen, bauten so das gegenseitige Verständnis aus und trainierten damit auch die Kommunikation zwischen den Partnern. Dies erfolgte zu einem kleinen Teil durch das repetieren der Grundlagen, hauptsächlich aber anhand praktischer Arbeiten im Rahmen von Übungen, geführt durch drei Coaches (Feuerwehr, Polizei, Sanität) pro Klasse. Der Kurs wurde ebenfalls von einem Fachberater für den Zivilschutz begleitet. Durch ein Referat wurde die Rolle und die Möglichkeiten der Armee vermittelt. Weiter wurden die Strukturen und Abläufe zur zuverlässigen Führung eines Grossereignisses mit einer Gesamteinsatzleitung vermittelt und schliesslich wendeten die Teilnehmenden die Führungs- und Stabsarbeit vor allem auch im Rahmen von realitätsnahen, praktischen Übungsszenarien an, deren Inhalte vielfältige Themen von Feuerwehr, Sanität und Polizei gleichmässig berücksichtigten. Für die 103 Kursteilnehmenden aus der Deutschweiz und der Romandie wurden rund um den Kursort diverse Übungsszenarien beschrieben und direkt am Ereignisort bearbeitet. Dabei handelte es sich beispielsweise um den eingangs erwähnten fiktiven Brand in der Raffinerie in Cressier, einem Unfall mit Brand im Spitalzentrum Biel, bei welchem insbesondere die geographische Lage des Spitals eine Herausforderung war, um eine komplexe Gefahrensituation in der Haftanstalt Bellechasse oder um einen – glücklicherweise ebenfalls nur fiktiven – gravierenden Unfall an einer Flugshow am Flugplatz in Grenchen.
Der Kurs richtet sich einerseits an Führungskräfte der Partnerorganisationen des Bevölkerungsschutzes (Feuerwehr, Polizei, Sanität, Zivilschutz und weitere Partner), die in der Einsatzführung aktiv tätig sind und andererseits an Führungskräfte, die in einem Führungsstab einer Einsatzleitung Grossereignis eingesetzt werden.
Heute Morgen fand in der Tissot Arena in Biel die grosse Abschlussübung «Finale» statt. Dabei wurde ein letztes Mal anhand eines umfangreichen Übungsszenarios trainiert: In Biel-Bözingen kam es beim Tunnelportal aufgrund eines technischen Defektes zu einer Kollision zwischen einem Personenzug und einem Güterzug, welcher Gefahrengut transportierte. In der Folge sprang ein Kesselwagen aus den Geleisen und riss die nachfolgenden Wagen mit und auch der Personenzug entgleiste. Das auslaufende Benzin entzündete sich, worauf das Feuer aufgrund der Westwindlage auch auf ein angrenzendes Waldstück übergriff. Im Verlauf der Übung drehte der Wind und treib den Rauch in ein angrenzendes Wohnquartier.
Viele verschiedene Kantone und Blaulichtorganisationen aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz stellten ihre Einsatzleitfahrzeuge für diese Übung zur Verfügung, so dass die Teilnehmenden in einer realitätsnahen Umgebung das Erlernte anwenden konnten. Damit stehen der Bevölkerung der Schweiz nun über hundert zusätzliche, gut ausgebildete Fachleute im Ereignisfall zur Seite.
Das im letzten Jahr überarbeitete Kurskonzept bewährte sich auch bei der zweiten Durchführung, was sich in den positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden spiegelt. Die Anregungen der kompetenten Teilnehmenden werden nun im Kursstab überprüft und fliessen in die weitere Entwicklung des Kurses ein. An dieser Stelle möchten wir es nicht unterlassen, der Kursleitung, den Klassencoaches und allen beteiligten Partnern für ihr unermüdliches Engagement bei der Durchführung dieses Kurses herzlich zu danken.